AllgemeinDienstversammlung

Jahresdienstversammlung 2022

Bericht Jahresdienstversammlung 2022 – ABC-Zug Landkreis Hildesheim

Knapp 60 Personen konnten am 02.12. in der FTZ Groß Düngen begrüßt werden. Nach zwei Jahren coronabedingtem Entfall der Dienstversammlung, konnte Zugführer Philipp Bartels unter diesen auch viele Ehrengäste hervorheben, besonders seien hier der Landrat Bernd Lynack und der Amtsleiter Torsten Köhler zu nennen, aber auch der Kreisbrandmeister Josef Franke. Weitere Gäste aus Politik, Verwaltung, Feuerwehr und weiterer Hilfsorganisationen waren ebenfalls geladen und erschienen.

Philipp Bartels ließ die vergangenen Jahre Revue passieren und legte den Fokus gleich zu Beginn der Versammlung auf die überaus positive Entwicklung bei den Mitgliedszahlen. Im Vergleich zu 2017 ist ein Plus von über 75% zu verzeichnen, so dass heute 53 Kameradinnen und Kameraden ihren Dienst versehen.

Zugführer Philipp Bartels hält seinen Bericht zu den wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten der letzten drei Jahre.

Weiter wurden viele abgeleistete allgemeine Termine und Dienste wieder in Erinnerung gerufen. Hier seien zu nennen, eine Fortbildung des Stab HVB im KKW Grohnde, die Neuinbetriebnahme, sowie Übergabe und Vorführung der neuen automatisierten Fahrzeugschleuse für die Dekontamination von PKW und LKW bei Tierseuchen. Objektbesichtigungen im Hinblick auf eine anderweitige Unterbringung. Oder auch ein Kameradschaftsabend im Oktober 2021, unter Einhaltung der geltenden Hygienebestimmungen.

Eine Alarmübung mit dem THW und der DLRG am Stichkanal Hildesheim September 2021, aber auch eine Notfallschutzübung des NLWKN im Oktober 2021 und eine „Mess- und Probenahmeübung“ im Landkreis Hameln-Pyrmont im Oktober 2022. Zugübungen in Alfeld oder an der Innerste und eine Tagesübung mit den Kräften des ABC-Zug Northeim unter dem Titel „Betrieb der Dekon Stufe III mit verbundenem Trinkwassertransport und CSA-Einsatz“ konnten trotz der pandemischen Lage absolviert werden.

Ebenfalls konnten wir im zurückliegenden Jahr unsere interne Modulare Grundausbildung implementieren und einer ersten Felderprobung unterziehen. Trotz etwas Anpassungs- und Verbesserungspotenzial sind wir mit den bisherigen Ergebnissen sehr zufrieden und blicken selbstsicher in die Zukunft. Wir züchten uns unseren Nachwuchs damit selbst zum vollwertigen Katastrophenschutzhelfer im Bereich CBRN-Gefahren heran und können im regulären Ausbildungsbetrieb den Fokus mehr auf den Feinschliff legen, was allen Kameraden und der Einsatzbereitschaft des Zuges zugutekommt.

Stellv. ZF Bastian Schillmöller erklärt den Anwesenden die Eckpunkte der internen Modularen Grundausbildung (ModGrAusb)

Die Corona-Pandemie und die Flüchtlingshilfe im Rahmen des Ukraine-Konflikts bestimmten neben unserem Kerngeschäft das Einsatzgeschehen der letzten drei Jahre. Durch ein hohes Maß an Motivation und unter Aufopferung von zeitlichen Ressourcen bei Arbeitgeber und Familie, konnten wir allen Einsatzszenarien – oftmals überaus spontan – gerecht werden und diese zur vollen eigenen Zufriedenheit, aber auch zur Zufriedenheit von Politik, Verwaltung, kommunalen Einsatzkräften und Bürgern abarbeiten.

Insgesamt stehen folgende Einsatzzahlen für die letzten Jahre im Buche:

2020 = 9 Alarmierungen

2021 = 6 Alarmierungen

2022 = 20 Alarmierungen

Einige besondere Einsätze werden wir im Folgenden noch einmal aufgreifen.

Am 09. Juli 2020 wurden wir in die Ortslage Ottbergen alarmiert. Hier war es bei Entrümpelungsarbeiten durch eine Fachfirma zu einem Zwischenfall gekommen. Im Keller eines ehemals durch einen Tierarzt bewohnten Einfamilienhauses, war bei den Arbeiten ein verschlossener Schrank umgestürzt. Dieser „Gift-Schrank“ des Tierarztes hatte noch durchaus brisanten Inhalt aufzubieten, welcher sich durch den Bruch einiger Gefäße auch munter neue Zustände aneignete. Wir unterstützten durch Stoffrecherche und Probenahme von Luft und Flüssigkeit. Der Einsatz dauerte einige Stunden, bis die Stoffe gesichert waren.

Wenige Wochen später wurden wir in die IGS Bad Salzdetfurth alarmiert, hier beklagten seit dem Morgen mehrere Schüler und Lehrkräfte Schwindelgefühle und Unwohlseins Zustände. Unter entsprechender Schutzkleidung und Atemschutz wurden im und am Gebäude diverse Messungen durchgeführt, hierbei konnte ein Stoff identifiziert werden, der für die Symptome ursächlich war. Zur Dokumentation und Auswertung in einem Labor wurden diverse Proben genommen. Auch dieser Einsatz zog sich bis in die Abendstunden.

Im April 2021 wurden wir von der Ortsfeuerwehr Sarstedt um Unterstützung gebeten, dort kam es um die Mittagszeit zu einer größeren Geruchsbelästigung, welche auf Grund ihres charakteristischen Geruchs bei vielen Bürgern und Arbeitenden im Industriegebiet für Besorgnis sorgte. Die Ortsfeuerwehr Sarstedt wurde so primär mit dem Stichwort “H1-Gas (Gasgeruch)” alarmiert und begab sich auf die Suche nach der Geruchsquelle. Diese konnte im Bereich eines Firmengeländes, an einer Waschanlage für LKW, verortet werden. Nach Absprache zwischen Polizei und Feuerwehr wurde der Messzug nachgefordert. Wir bekamen die Aufgabe im Bereich Gasmessungen durchzuführen und Flüssigkeitsproben zu entnehmen. Diese wurden entsprechend dokumentiert und im Anschluss zur weiteren Verwendung an die Polizei übergeben.

12. Mai 2022 Am frühen Abend wurde der Fachzug Messen und Spüren des ABC-Zuges von der Feuerwehr Giesen ins Ortsgebiet gerufen. Vor Ort wurde eine Gasleitung bei Sanierungsarbeiten beschädigt, es drang massiv Erdgas aus. Die Ausbreitung konnte schnell gestoppt werden, eine Gefahr für die Bevölkerung konnte somit schnell ausgeschlossen werden. Da aber nicht ausgeschlossen werden konnte, ob sich noch Gas in den Regen- und Abwasserschächten befindet, wurden umfangreiche Belüftungsmaßnahmen eingeleitet sowie auf dem gesamten Straßenzug alle Schächte mittels Messtechnik überprüft. So konnte am Ende jegliche eventuelle Gefahr ausgeschlossen werden.

Am Sonntag, den 14. August 2022 wurde der Fachberater des ABC-Zuges zusammen mit dem kompletten Gefahrgutzug West nach Elze in den dortigen Bahnhofsbereich alarmiert. Vor Ort hat ein Lokführer beim Abfertigen seines Güterzuges festgestellt, dass aus einem Waggon eine Flüssigkeit austritt. Der Waggon war mit entsprechender Gefahrgut-kennzeichnung versehen. So war von Einsatzbeginn davon auszugehen, dass es sich um Phosphorsäure handelte. Nach Einweisung in die Lage wurde der Fachberater des ABC-Zuges durch den Notfallmanager der Deutschen Bahn zur Einsatzstelle gefahren. Hier wurden die Kräfte der Feuerwehr Elze beim Abarbeiten der Lage unterstützt. Parallel fand im Hintergrund eine Abfrage der TUIS Stufe I statt. Der Produktaustritt konnte zeitnah abgestellt werden, es handelte sich zum Glück auch nur um Mindermengen. Nach der Dekontamination der eingesetzten Kräfte und Geräte konnte der Einsatz nach zwei Stunden erfolgreich beendet werden.

Dies sind nur einige der Einsätze, die uns im Rahmen unseres Kerngeschäftes gefordert haben. Deutlich mehr Aufwand hielten die Bewältigung von Pandemie und Flüchtlingskrise für uns bereit. Hier möchten wir nur einen besonderen Einsatz erwähnen:

Donnerstag, 17. März: Logistikeinsatz über zwei Tage

Gegen 14Uhr klingelte das Telefon des Zugführers, der Sachbearbeiter Katastrophenschutz am anderen Ende. “Könnte sein, dass wir noch einmal meine Hilfe benötigen.“ Man benötige weitere Betten und Zubehör, wisse aber noch nicht woher. So schauten wir gemeinsam was wo zu kriegen war. Dabei kristallisierte sich eine IKEA-Filiale in Hanau (Hessen) heraus.

Um 16Uhr kam der Einsatzbefehl.

Aufgrund der Anfahrt von kalkulierten fünf Stunden war klar, dass wir nicht mehr rechtzeitig vor Ladenschluss ankommen werden. So fragten wir bei der Berufsfeuerwehr in Hanau an, ob wir die Logistikfahrzeuge über Nacht dort abstellen könnten und ob es sogar möglich wäre dort zu übernachten. Unkompliziert wurde unsere Anfrage sofort positiv angenommen. Jetzt also schnell von hier die Mannschaft zusammenstellen. Ab nach Hause Tasche packen und kurz Tschüss sagen und ab zum Standort. Die Fahrzeuge noch schnell entladen und um 19Uhr waren wir bereits auf der Autobahn gen Süden.

Gegen Mitternacht sind wir bei der Berufsfeuerwehr Hanau angekommen, dort konnten wir sicher unsere Fahrzeuge abstellen und uns wurde je ein Zimmer zwecks Übernachtung zur Verfügung gestellt. Morgens erhielten wir sogar noch ein Frühstück, völlig kostenlos… Treu nach dem Motto: Kameradschaft kennt keine Grenzen. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an die Feuerwehr Hanau.

Freitag, 18. März: Tag II in Hanau

Pünktlich zur Öffnung der IKEA-Filiale standen wir bereit, unser Anliegen vor Ort erregte sowohl bei Kunden als auch bei den Mitarbeitern etwas Trubel. Lief dann aber problemlos ab. Immer mehr gelb gekleidete Menschen unterstützten uns beim „Picken“ der Ware. Es musste alles einzeln aus dem Warenhaus zusammengestellt werden. Binnen 4,5 Stunden wurden etliche Paletten und unzählige Wagen mit Artikeln zur Einrichtung der Notunterkunft bestückt und durch die Kasse geschoben. Man stellte uns hierfür eigens einen ganzen Trakt zur Verfügung.

Nachdem wir im Anschluss mit schwedischen Spezialitäten gestärkt waren, ging es umgehend auf die Heimreise. Um 20Uhr erreichten wir wieder unsere Unterkunft.

Danach folgte noch die Einrichtung der Unterkunft in Alfeld am Folgetag, in Zusammenarbeit mit dem Versorgungszug und der DLRG OG Harsum.

Bevor der Abschluss der Jahreshauptversammlung mit einem kleinen Imbiss erreicht war, mussten jedoch noch zwei wichtige Tagesordnungspunkte abgeschlossen werden.

Zuerst konnten wir drei Beförderungen im Bereich der Führungskräfte vornehmen.

Patrick Fütterer wurde als Gruppenführer im Bereich Messen zum Löschmeister befördert.

Bastian Schillmöller als Stellvertretender Zugführer wurde zum Hauptlöschmeister ernannt.

Benjamin Winnig, als weiterer Stellvertreter, konnte zum Brandmeister befördert werden.

Die Ehrengäste mit den beförderten Kameraden (v.l. Amtsleiter T. Köhler, Landrat B. Lynack, B.Winnig, B. Schillmöller, P. Fütterer, P. Bartels, Kreisbrandmeister J. Franke)

Als nächstes folgten die Grußworte der Gäste.

Angefangen vom Landrat Bernd Lynack, über den Amtsleiter des Amtes für Bevölkerungsschutz und den Kreisbrandmeister, konnten wir viele lobende Worte für unseren Einsatz entgegennehmen und viele Ein- und Ausblicke in die künftigen politischen, verwaltungstechnischen und auch materiellen Entwicklungen erhalten. Auch auf kritische Rückfragen wurde hierbei konstruktiv eingegangen, so dass eine fruchtbare Zukunft in der Zusammenarbeit deutlich erkennbar ist.

An dieser Stelle danken wir allen Mitgliedern und Freunden des ABC-Zuges für die geleistete Arbeit in den letzten Jahren, vor allem auch den Arbeitgebern und Familien für die Unterstützung und Entbehrungen. Weiterer Dank gilt Politik und Verwaltung für die Unterstützung und die Dienstleistungen rund um den Dienstbetrieb, hierbei sind insbesondere auch die Kolleginnen und Kollegen der FTZ mit einbezogen.

Landrat Bernd Lynack bei seinen Grußworten

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern einen guten und gesunden Übergang in unser Jubiläumsjahr 2023.

50 Jahre ABC-Zug Landkreis Hildesheim mit Feierlichkeiten am 12. August 2023, unbedingt im Kalender vormerken.